Am 28.02.2024 besuchten wir mit dem evangelischen Religionskurs der 9. Klasse das ehemalige GESTAPO-Hauptquartier am Appellhofplatz. Was das EL-DE Haus ist, wie unser Tag dort ablief und was meine Eindrücke waren, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Was ist das EL-DE Haus?
Das Eckhaus am Appellhofplatz diente während der NS-Zeit, genauer gesagt ab 1935, als Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei und Gefängnis für politische Gegner und Kritiker des NS-Regimes. Dort wurden Menschen unter grausamen Bedingungen, Tage, manchmal wochenlang mit vielen anderen auf kleinstem Raum eingesperrt, Geständnisse durch Folter erzwungen und viele auch hingerichtet.
Der Name ist eine etwas abgewandelte Schreibweise der Initialen des Erbauers „Leopold Dahmen“, der das Haus jedoch nicht vollständig fertigstellen konnte und es daher von der Regierung aufgekauft wurde. Nach Ende des Krieges wurde das Gebäude für verschiedenste Zwecke genutzt, unter anderem als Standesamt, bis es 1988 zum NS-Dokumentationszentrum wurde, welches wir besuchen durften.

Unser Tag im NS-Dok
Nach unserer Ankunft gegen 10 Uhr empfing uns ein freundlicher Museumsführer. Bevor wir mit der eigentlichen Führung durch das Museum starteten, nahmen wir an einem Workshop rund um das Thema Ausgrenzung und Rassismus heute teil. Dort sollten wir auf spielerische und entdeckerische Art die Geschichten und Hintergründe betroffener Personen erarbeiten und diese später der Gruppe vorstellen. Ich durfte beispielsweise die Geschichte eines Mannes aus Nigeria erfahren, der während seines Studiums und Berufslebens oft mit alltäglichem und gesellschaftlichem Rassismus konfrontiert wurde. Nach einer kurzen Pause begaben wir uns dann auf eine geführte Tour durch die Ausstellung. Wir lernten Personen kennen, die selbst dort eingesperrt waren, hörten was Zwangsarbeiter waren und setzten uns mit den von den Nazis verfolgten Personengruppen auseinander. Leider war es aus zeitlichen Gründen nicht möglich, die gesamte Ausstellung anzuschauen, obwohl wir dies sehr interessant gefunden hätten. Der Höhepunkt des Tages waren aber definitiv die beklemmenden Zellen im Keller des Hauses und der Innenhof, in dem über 400 Menschen getötet wurden.

Meine Eindrücke und Erfahrungen
Der Tag war von Anfang bis Ende bedrückend und man konnte allen SchülerInnen anmerken, wie die Geschichte sie mitnahm. Unser Kurs bestand aus etwa 20 Kindern – genauso viele, wie Menschen in den kleinen Zellen eingesperrt waren. Als wir dann alle zusammen in so einer Zelle standen, konnte man sich ansatzweise vorstellen wie grauenhaft die Umstände gewesen sein müssen; bereits nach wenigen Minuten wurde die Luft stickig, man konnte sich kaum bewegen. Die „Dunkelzelle“ war besonders ergreifend. Dort wurden Menschen tagelang in absoluter Dunkelheit eingesperrt, sodass man jedes Gefühl von Raum und Zeit verlor; eine unerträgliche Art der psychischen Folter. Das Gefühl, das man hat, wenn man im dunklen Keller steht und weiß, dass hier Menschen unrechtmäßig eingesperrt, gefoltert und getötet wurden, ist unbeschreiblich. Die Geschichten der Personen, die dort eingesperrt waren – teilweise kaum älter als wir, gaben dem Ganzen einen persönlichen Bezugspunkt, welcher den Horror nochmals verstärkte. Besonders die Inschriften in den Zellen waren sehr erschreckend. Dies wurde nur noch schlimmer als wir den Innenhof betraten. Dieser ist mittlerweile verspiegelt, damit man die erlebten Dinge in Ruhe reflektieren und verarbeiten kann. Wissend, dass wir gerade auf dem Boden stehen, wo hunderte Menschen ermordet wurden, brachte man kaum ein Wort heraus.

Diese Exkursion war nicht nur äußerst interessant und lehrreich, sondern auch mitreißend, beklemmend und erschütternd. Ein Ausflug, den ich jedem empfehlen würde!